Kunst in vielen Facetten. Geniesse Worte und Bilder.

Sei weit meine Seele

Vor lauter Lauschen und Staunen sei still,
du mein tief tiefes Leben,
dass du weißt, was der Wind dir will,
eh noch die Birken beben.
Und wenn dir einmal das Schweigen sprach,
lass deine Sinne besiegen.
Jedem Hauch gib dich, gib nach,
er wird dich lieben und wiegen.
Und dann meine Seele sei weit, sei weit,
dass dir das Leben gelinge,
und breite dich wie ein Federkleid
über die sinnenden Dinge.

Rainer Maria Rilke

Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut, könnte eine Gans nach Hause bringen.

 

Georg Christoph Lichtenberg

Mondhymne

Im Glanz deiner Stunden, stirbt Seelendunkels Kind

Du stiftest Visionen neu, das traurige Auge wird blind

 

Mond, Sonnenspiegel der Finsternis

 

In deiner Schutzzone, Küsse verlieren sich leicht

Von Venusgeflüster umkost, verbotene Schranke weicht

 

Mond, Himmelskrone

 

Beleuchter der Sternenkarte, weist den Verirrten den Weg

Die Schutz suchen im hellen Schein, kauern am hölzernen Steg

 

Mond, Rettungswarte

 

Unter deinem Baldachin schlafen, alle Erdkreaturen

In deinem Schoß wiegst du sanft keimende Lebensspuren

 

Mond, Lebensträger, Vollstrecker der Zeit, galaktischer Wächter

 

Mond, Liebespatron, weißer Schwan der Nacht, Lichtbanner

 

Mond, kosmischer Staub, Hüter des Sternentors, Mitternachtsgott

 

Vera Hewener

 

 

 

                                                                 Ferne Ufer

 

Zu fernen Ufern will ich reisen

in eine schöne, heile Welt.

Wo Möwen in der Sonne kreisen

und wo ein Traum vom Himmel fällt.

 

Dort will ich ankern und verweilen,

nicht nur für eine Wochenfrist.

Das Wunderschöne will ich teilen,

als Bleichgesicht und als Tourist.

 

Die Sehnsucht wirst auch du erfahren.

Ein Schauspiel, wenn die Sonne geht.

Und dabei sind wir uns im Klaren,

dass sich die Mutter Erde dreht.

 

Das ferne Ufer wird beweisen,

wir strampelten im Schlossverlies,

aus dem wir sicher gern entgleisen.

Und finden uns im Paradies.

 

Roman Herberth


"Death is nothing at all.

I have only slipped away into the next room.
I am I, and you are you.
Whatever we were to each other, that we are still.
Call me by the old familiar name.
Speak of me in the easy way which you always used.
Put no difference into your tone.
Wear no forced air of solemnity or sorrow.
Laugh as we always laughed at the little jokes that we enjoyed together.
Play, smile, think of me, pray for me.
Let my name be ever the household word that it always was.
Let it be spoken without an effort, without the ghost of a shadow upon it.
Life means all that it ever meant.
It is the same as it ever was.
There is absolute and unbroken continuity.
What is this death but a negligible accident?
Why should I be out of mind because I am out of sight?
I am just waiting for you, for an interval, somewhere very near, just round the corner.
All is well."
Henry Scott

Die Einladung

Es interessiert mich nicht, wie Du Dein Brot verdienst.
Ich will wissen, wonach Du Dich leidenschaftlich sehnst
und ob Du es wagst, Dich dem Verlangen Deines Herzens zu stellen.

Es interessiert mich nicht, wie alt Du bist.
Ich will wissen, ob Du es riskierst, wie ein Narr auszusehen
für die Liebe, für Deinen Traum und für das Abenteuer, am Leben zu sein.

Es interessiert mich nicht, welche Planeten im Quadrat zu Deinem Mond stehen.
Ich will wissen, ob Du das Zentrum Deines eigenen Kummers berührt hast;
ob Du aufgebrochen bist durch die Enttäuschungen des Lebens;
oder ob Du geschrumpft bist und Dich verschlossen hast
aus Angst vor weiteren Schmerzen.

Ich will wissen, ob Du mit Schmerz in Kontakt bleiben kannst,
mit meinem oder Deinem eigenen, ohne was zu machen
um ihn zu verstecken, zu zerstreuen oder zurechtzubiegen.

Ich will wissen, ob Du Freude ertragen kannst, Deine wie meine,
ob Du wild tanzen kannst und Dich von Ekstase füllen lassen kannst
bis in die Finger- und Zehenspitzen, statt uns zu ermahnen vorsichtig zu sein, aufzupassen,
realistisch zu sein und die Begrenztheit des Menschseins im Auge zu behalten.

Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die Du mir erzählst, wahr ist.
Ich will wissen, ob Du einen anderen enttäuschen kannst, um Dir selbst treu zu bleiben;
ob Du die Anschuldigung, ein Verräter zu sein, ertragen kannst,
ohne Deine eigene Seele zu verraten;
ob Du treulos sein kannst und daher vertrauenswürdig.

Ich will wissen, ob Du Schönheit sehen kannst,
selbst wenn Sie nicht hübsch ist jeden Tag.
Und ob Du Dein Leben aus seiner eigenen Gegenwart entspringen lassen kannst.
Ich will wissen, ob Du mit Versagen leben kannst, Deinem wie meinem, und immer noch am
Rand eines Sees stehen und dem Silber des Mondes zurufen kannst: ‘”Ja!”

Es interessiert mich nicht, wo Du lebst, oder wieviel Geld Du hast.
Ich will wissen, ob Du nach einer Nacht voll Kummer und Verzweiflung,
erschöpft und wund bis ins Mark, aufstehen und tun kannst,
was getan werden muß, um die Kinde zu füttern.

Es kümmert mich nicht, wen Du kennst und wie Du hierher gekommen bist.
Ich will wissen, ob Du mit mir mitten im Feuer stehen wirst ohne zurückzuschrecken.

Es interessiert mich nicht, wo, was und mit wem Du studiert hast.
Ich will wissen, was Dich von innen heraus aufrecht erhält, wenn alles andere abfällt.

Ich will wissen, ob Du mit Dir selbst allein sein kannst,
und ob Du wahrhaft Freude hast an der Gesellschaft, die Du pflegst in jenen leeren Augenblicken.

ORIAH MOUNTAIN DREAMER

Die Stärke, die das Herz vor Verletzungen bewahrt, hindert es auch daran, seine wahre Grösse zu erreichen. Der Gesang der Stimme ist süss, der Gesang des Herzens aber ist wie eine Stimme vom Himmel. 

                                                                   Khalil Gibran